Indische Verhältnisse

Derzeit (Januar 2013) sind die Zeitungen voll von Nachrichten von (echten) Massenvergewaltigungen in Indien – einem speziellen Fall, der eine große Publizität erreicht hat – offensichtlich aber auch einer großen Zahl ähnlich gelagerter Fälle. Oft werden diese Taten – auch von den Ermittlungsbehörden – unter den Teppich gekehrt, kaum wirksam verfolgt, oft wird den betroffenen Frauen selbst die eigentliche Schuld zugeschrieben. Es gibt wohl in Indien an vielen Stellen ein entsprechendes Frauenbild, wonach es Frauen z.B. kaum erlaubt ist, sich selbständig ohne männlichen „Schutz“ in der Öffentlichkeit zu bewegen, geschweige denn sich auch nur in geringem Maße reizvoll zu kleiden oder gar sexuell (oder sonstwie) aktiv zu sein. Frauen sind offensichtlich in Indien traditionell Menschen zweiter oder dritter Klasse. Wobei die Dinge wohl langsam beginnen aufzubrechen.

Klar muss man meiner Meinung nach feststellen, dass ein Feminismus in solchen Umfeldern seine absolute Legitimität hat und hatte. Solche und ähnliche Umfelder gibt es auch anderswo – und gab es im Mittelalter – sicherlich auch noch im 19. , ja klar, auch noch im beginnenden 20 Jahrhundert auch bei „uns“ in Mitteleuropa. Es hilft meiner Meinung nach nichts: das muss „mann“ klar einräumen.

Nur sind nach meinem Ermessen die diesbezüglichen Verhältnisse in den westlichen Industriestaaten völlig andere als etwas im europäischen Mittelalter oder in Indien. Der ursprünglich berechtigte frauenrechtliche Denkansatz hat jedenfalls in vielen Bereichen zu deutlichen Übertreibungen in die umgekehrte Richtung geführt – wobei sich eine bestimmte Ideologie herausgebildet hat und den Ton vorgibt, die die Welt nur aus einer Perspektive sehen möchte. Und das ist der Punkt, wo sich nach meiner Meinung ein Maskulismus oder etwas ähnliches zu Wort melden muss.

Eine Männerrechtsbewegung ist meiner Meinung nach gut beraten, legitimen Feminismus zuzugestehen (z.B. eben bezüglich der Zustände in der Vergangenheit oder in Indien oder Teilen Afrikas), den „Finger aber in die Wunden zu legen“, wo wirklich welche sind. Vielleicht sollte sich ein Maskulismus nach meinen Wünschen in Einzelfragen sogar auf die Seite eines Feminismus schlagen (z.B. Massenvergewaltigungen in Indien, weibliche Genitalverstümmelungen in Afrika). Er würde dadurch an Glaubwürdigkeit nur gewinnen (dass er nämlich tatsächlich eine „echte“ Fairness zwischen den Geschlechtern will).

Eine großes Problem des Feminismus in den westlichen Ländern ist z.B. jedoch das einseitig pauschalisierende Denken.

In Indien „starren“ Männer allein reisende oder sich reizvoll kleidende Frauen an. So stand es jetzt in den Zeitungen in dem oben genannten Zusammenhang (also quasi: „Anstarren“ als Vorstufe zur Vergewaltigung).

In Mitteleuropa klagen Frauen auch darüber, dass Männer sie „anstarren“, wenn sie allein unterwegs oder reizvoll gekleidet sind.

Man könnte meinen, das sei genau das Gleiche – und das sagen auch Feministen. Tatsächlich aber handelt es sich hier meiner Meinung nach allermeist um das genaue Gegenteil:

In Indien verhalten sich die MÄNNER DEN FRAUEN gegenüber scheinheilig, wenn sie nämlich alleinreisende oder reizvoll gekleidete Frauen als „Flittchen“ kategorisieren – und entsprechend behandeln – und meinen, behandeln zu dürfen.

In Mitteleuropa verhalten sich die FRAUEN DEN MÄNNERN gegenüber oft genug scheinheilig, wenn nämlich z.B. ein Mann eine Frau anschaut, weil sie ihm einfach gefällt, und wenn eine Frau daraufhin meint, ihn völlig legitimerweise in die „Sexmonster“-Ecke stellen zu dürfen.

Die Scheinheiligkeit diskriminiert. Und derjenige oder eben diejenige, die die Scheinheiligkeit ausübt, ist der/ die Diskriminierende.

Hier habe ich jetzt natürlich ein Beispiel aus meiner Argumentationslinie angeführt.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.