Ich glaube ernsthaft, dass man im Bereich Emotionalität/ Sexualität – zumindest heute und in den westlichen Ländern – deutlich eher sagen kann, dass die Frauen die Männer diskriminieren als die Männer die Frauen. Von wegen „It’s a man’s world“!
Frauen glauben im gewaltigen Maß, einseitig den Männern gegenüber bestimmen zu können, was richtig und legitim und was falsch und illegitim zu fühlen ist. „Männer sind emotionale Entwicklungsländer“ – das heißt vor allem, dass Frauen das Recht haben, den Männern Gefühle beizubringen – und zwar die richtigen.
Dass, falls die Gefühle von Männern und Frauen in diesem und jenem Maße unterschiedliche sein sollten, Frauen auf die Unterschiedlichkeit der männlichen Gefühle genauso Rücksicht nehmen und eingehen müssten, wie Männer auf die evl. Unterschiedlichkeit der weiblichen Gefühle – dieses Bewusstsein fehlt den meisten Frauen völlig. Sie verstehen sich schließlich (immer wieder) als das umworbene, umkämpfte Geschlecht – und damit ist da doch ganz klar, wer da auf wen eingehen muss, und wer auf wen nicht.
Nehmen wir das nicht ganz beliebige Beispiel, dass Frauen vielleicht ja „romantischer“ sind, feste monogame Zweierbeziehungen als sehr wichtig empfinden und Männer das vielleicht ja tatsächlich nicht in dem Maße tun – und eben auch – wie es das von Frauen im Reden auch immer wieder bestätigte Klischee sagt – Sexualität und vielleicht auch sexuelle Abenteuer als deutlich wichtiger empfinden, als das Frauen tun.
Ich will das hier gar nicht so festschreiben! Aber in dem Maße, in dem es so WÄRE, müssten Frauen eben hier auf die Andersartigkeit der männlichen Gefühle genauso Rücksicht nehmen, wie Männer auf die Andersartigkeit der weiblichen Gefühle – was dann allerdings einen in der Tat nicht so einfachen Kompromíss bedeuten würde. Aber gut, so was ähnliches wie einen solchen Kompromiss gab es in der „frauenfeindlichen“ Vergangenheit immer schon.
Aber wie schon angedeutet, ich glaube gar nicht so uneingeschränkt an dieses oben genannte Klischee der Geschlechterneigungen. Es scheint eine Rolle zu spielen, es gibt aber auch anderes.
Ich habe hier schon mehrfach betont, dass ich Frauen gar nicht für so tendentiell asexuell halte, wie sie sich manchmal gerne verkaufen(!) Außerdem gibt es die genannten romantischen Impulse ganz klar auch bei Männern.
Aber z.B. in dem Moment, wenn der Mann ganz dringend möchte, dass die Frau (möglichst ein ganzes Leben) bei ihm bleibt, ihn nicht verlässt und nicht „betrügt“, aufrichtige und doch einigermaßen unbedingte Gefühle für „ihn“ hegt, wird er gar nicht so ganz selten ziemlich enttäuscht – ja, obwohl die Frau zuvor in bekannter Manier ganz groß von Liebe geredet hat. Ich behaupte: Frauen brechen (möglicherweise sogar deutlich) häufiger die Herzen von Männer, als das umgekehrt geschieht – obwohl Frauen ständig ein ganz anderes Bild zu zeichnen versuchen.
Dabei haben Frauen natürlich tausend gute Gründe oder zumindest Entschuldigungen, dafür dass sie Männern das Herz brechen. Oft genug beanspruchen Frauen schlicht die alleinige Definitionsmacht von „Liebe“, im Notfall sind sie aber auch als Frauen wieder arm und schwach und können für nichts. Im umgekehrten Fall sind Männer natürlich fast systematisch einfach nur „fies“ – was ja reichlich genug beklagt wird – und haben ja niemals einen guten Grund.
Die weiblichen Gründe sind gültige Gründe, die männlichen nicht – das ist oft genug der ganze Trick.
Ich vermute, dass BEIDE Geschlechter BEIDE Impulse in sich tragen: den „romatisischen“, das Bedürfnis nach stetiger Verlässlichkeit Treue und Aufrichtigkeit – Liebe UND den „wilden“ Impuls nach sexuellen oder leidenschaftlichen Abenteuern – zumindest einer gewissen „Abwechslung“. (Diese Impulse sind natürlich einigermaßen widersprüchlich, was es nicht einfacher macht.)
Aber unabhängig davon, ob die Gefühle von Männern und Frauen nun grundsätzlich unterschiedlich sind oder doch eher ähnlich – Frauen haben NICHT das Recht zur Scheinheiligkeit Männern gegenüber, wenn sie nämlich eben Männern Dinge zum Vorwurf machen, die ihnen selbst gar nicht so fremd sind und die sie sich selbst auch im Zweifel erlauben. Und sie können im anderen Falle auch NICHT legitim verlangen, dass Männer sich dressurartig von A bis Z nach den möglicherweise andersartigen weiblichen Wünschen ausrichten und ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse demgegenüber vollständig hintanstellen.
Beides ist nach meiner Meinung aber eben sehr deutlich zu beobachten.
Und Scheinheiligkeit und Egozentrismus (Perspektivenblindheit) sind – so ich es sehe – im weiblichen Verhalten oft sehr nahe beieinander.