Ich, der Autor dieses Blogs, schreibe hier sicherlich meine „Theorien“ oder Wahrnehmungen auf aus einer bestimmten persönlichen Perspektive. Und das ist sicherlich die Perspektive eines traditionell Frauen gebenüber eher zurückhaltenden Mannes – der es vielleicht mit zunehmendem Lebensalter geschafft hat, diese Zurückhaltenheit zumindest partiell doch zu überwinden.
Wenn man die Thesen dieses Blogs in irgend welchen Internetforen vertritt, in denen man auch auf viele Profeministen oder „Mainstream-manchmal-Feministen“ trifft, bekommt man des öfteren mitgeteilt, die geschilderten Dinge seien nicht ein gesellschaftliches Problem, sondern ein ganz individuelles. Diese Art der „Argumtentation“ ist ja eine ganz klassische – die sich bemerkenswerterweise gerade auch Feministinnen anhören mussten oder zum Teil auch noch heute anhören müssen. – Eine Argumentation, die man gerne jeder Art von Denken gegenüber vorbringt, die die herrschenden gesellschaftlichen Verhältnisse kritisiert.
Gerade als zurückhaltender Mann bemerkt man besonders stark, dass Frauen z.B. klar und eindeutig (jedenfalls vom stark beherrschenden Trend her) von Männern etwas anderes erwarten als Zurückhaltung – nämlich eben Aktivität und Offensivität. Zurückhaltende Männer werden von Frauen zum Teil als Männer gar nicht wahrgenommen – geschweige denn, dass sie eine ernsthafte „Chance“ bei Frauen hätten. Allermindestens ist die „Chance“ von nicht-zurückhaltenden Männern ein ganz erheblich höhere.
Dann bemüht man sich als zurückhaltender Mann diese Zurückhaltenheit – quasi mit schweißnasser Hand – zu überwinden – und man hat damit auch prompt gewisse Erfolge beim anderen Geschlecht. Ganz schnell kann es dabei aber auch wieder passieren, dass man von Frauen in die entsprechende Buhmannrolle hineingestellt wird (natürlich auch gerade dann, wenn an sich in der geforderten Offensivität nicht absolut elegant und geschickt anstellt, wie man es dann auch noch soll).
Gerade als tendentiell zurückhaltender Mann bemerkt man besonders stark, wie widerprüchlich, wie egozentrisch (dabei auch wie hoch) und wie scheinheilig weibliche Erwartungen an Männer sein können.
Aktivität und Offensivität ist gleichzeitig etwas, was Frauen massiv von Männern erwarten, ganz schnell ihnen aber auch zum Vorwurf machen. (Gleichzeitig streiten nicht wenige Frauen auch massiv ab, dass sie verstärkte Aktivität und Offensivität von Männern erwarten.)
Das prägt das Bild – gerade für die tendentiell eher zurückhaltenden Männer.
Die weniger zurückhaltenden Männer haben grundsätzlich zunächst mal weniger Probleme. Auch für sie kann es im Falle des Falles natürlich heikel werden, wenn die Frau die Offensivität dieser Männer – berechtigt oder auch weniger berechtigt – eben doch auch „zu viel“ wird. Aber dieser Männertyp blendet diese Gefahr eher aus. In der Regel hat er aber mehr „Erfolg“ bei den Frauen – kann sich meist mehr erlauben – ist meist auch ziemlich geschickt in seiner Offensivität.
Allerdings gehen die tatsächlich relevanten „Übergriffe“ gegen Frauen jedenfalls meiner Einschätzung nach auch gerade von diesem Männertyp aus.
Die Anzahl der eher zurückhaltenden Männer oder auch heimlich zurückhaltenden Männer (die – gerade als jüngere Männer – eine gewisse Schüchternheit durch besonders „cooles“ Getue zu überspielen versuchen) ist mMn aber auch nicht gerade klein. – Diese Männer werden durch feministischen Kampagnen à la „#metoo“ im Zweifel immer noch weiter verunsichert – und müssen sich oft dafür von Feministinnen noch verhöhnen lassen: „Männer haben Angst vor Frauen“ (Man fragt sich: was sollen sie denn sonst haben?)
Es wird mMn niemals legitim sein, dass Frauen einerseits Aktivität und Offensivität von Männern erwarten, andererseits ihnen im Falle des Falles so gut wie nicht zubilligen wollen. Nur leiden darunter (zunächst) nicht alle Männer gleich – das ist klar.