Ein anderer wichtiger Problemaspekt der Geschlechterbeziehung ist meiner Meinung die ziemlich fundamentale Widersprüchlichkeit der Rollenerwartungen der „modernen“ Frauen an den Mann – ob sie nun frauenbewegt oder nicht so frauenbewegt sind. Zum einen wird sich da oft sehr entrüstet, dass z.B. (gerade jetzt in der öffentlichen Diskussion) 50 % der Luft in den Mangement-Etagen nicht in weiblicher Hand ist oder dass Männer nicht gefälligst (mindestens) 50 % der Haus- und Kinderarbeit übernehmen.Zum anderen wird genauso oft der Mann parallel dazu ganz massiv in seiner Männlichkeit entsprechend dem guten alten Steinzeitschema nach Stärkekriterien bewertet: Alpha-Qualitäten, Selbstwusstsein, Durchsetzungsvermögen, Intelligenz, körperliche Stärke, allgemein: Erfolg – um nicht zu sagen: Ernährerqualitäten machen da Männlichkeit und männliche Attraktivität für Frauen aus. Entsprechende sehr deutliche Signale werden den Männer bzw. Jungen schon recht früh gegeben.
Weitgehend scheint da immer noch das „Steinzeitweibchen“ aktiv zu sein, das dem Männchen sich-umwerben- und umkämpfen-lassend den „darwinistischen“ Riegel macht und eben das Männchen mit den besten Genen – also das in irgendeiner Weise stärkste – bevorzugt.
Das gilt auch dann, wenn es den Frauen selbst – jedenfalls spontan – oft nicht so klar ist, dass sie sich so konkret verhalten (Partnerwahl) und solche Signale geben.
Als Mann nimmt man das jedenfalls sehr häufig so wahr. Und diese Wahrnehmung trifft meiner Meinung nach auch die Realität.
Gern wird behauptet, dieses Thema sei ein heute überholtes. Nur die massive Widersprüchlichkeit der weiblichen Rollenerwartungen an Männer ist nach wie vor da, wenn auch nach wie vor von Frauen selbst oft nicht gesehen.
Nach wie vor wollen oder haben Frauen bereits Stärkepositionen in der Gesellschaft und wundern sich maßlos darüber, dass Männer damit Schwierigkeiten haben – und realisieren oft überhaupt nicht, in welchem Maße sie Männern Signale geben, dass „richtige“ Männer bzw. attraktive Männer bzw. auch Männer, die von Frauen einzig als Männer wahrgenommen werden, starke, selbstbewusste Männer mit vielen „Alphapunkten“ sind. Dadurch, dass Frauen oft selbst stark und selbstbewusst sind, erhöhen sie den Druck auf die Männer nur noch weiter, weil die „starke“ Frau dann immer noch „stärkere“ Männer will.
Die Ignoranz gegenüber diesem Aspekt ist weiblicher Egozentrismus, nichts weiter. Legitim ist diese Widersprüchlichkeit der Rollenerwartungen kein bisschen.